Methodik im Feld 

     Im Mai 2020 habe ich den Projektvorschlag verfasst, welcher mein Interesse an visueller Ethnographie und der Theorie, dass alle Menschen eine Leidenschaft im Leben haben, kombiniert.
Die Stadt Trier, Rheinland-Pfalz, hat sich bereit erklärt, dass in Trier stattfindende Projekt teilweise finanziell zu fördern. 
Im späten September 2020 startete das Projekt inmitten der Pandemie und zahlreicher Covid-19 Hygieneverordnungen mit 6 Terminen in der inneren Einkaufsstraße von Trier.
 
Das Projekt ist ein mobiles Projekt, das es erforderlich macht, dass die Materialien tragbar und auf ein Minimum eingeschränkt sind:
 
• Holzstuhl
• Weißer Fleece-Hintergrund
• Stativ für externe Lichtquelle (Hensel Mini Integra 300 Blitzgerät)
• Pentax K1mii Vollformat-DSLR
• Sigma 50-mm-Objektiv
• Wagen, für den Transport und wird vor Ort in einen Tisch verwandelt
• Einverständniserklärung für Teilnehmer in Deutsch und Englisch (Französisch erforderlich)
• Clipboard
• weiße Tonpapierstreifen
• Schwarze „Edding“-Marker
• Kugelschreiber
• Staffelei mit Postern
• Banner mit Projektfrage (später hinzugefügt)
• Covid-19 Hygienekonzept, sowie Desinfektionstücher
 
Die Rahmenbedingung des Projektes sollen gleichbleiben, da Gemeinsamkeiten sichtbar gemacht werden sollen. Um dies zu bewerkstelligen, bleiben Kulisse und Stuhl in der Inszenierung des mobilen-Studios unverändert.
 
Für ausgewählte Standorte, die meist im innerstädtischen Bereich liegen, werden vor der Errichtung eine örtliche Sondernutzung beantragt. Dies Bedarf einer Kommunikation mit lokalen gesetzlichen Vertretern/ Ämtern.
 
Nach Genehmigung erscheint das mobile Fotostudio an ausgewählten Terminen in ausgewählten Städten; zu 4 - 6 Stunden mit einer durchschnittlichen Teilnahme von 10 Personen pro Tag.
 
Vor Ort werden Passanten gefragt, ob sie am Projekt teilnehmen möchten, es werden überwiegend Personen angesprochen, mit denen wir Blickkontakt herstellen konnten. Manche Menschen kommen aus Neugierde auf uns zu und stellen klärende Fragen um sich dann zu entscheiden ob sie teilnehmen möchten.
 
Das Projekt versteht sich als eine Erhaltung der heutigen Stimmung/Emotionen, Leidenschaft/Aspirationen und Selbstwahrnehmung (auch: Mode, Accessoires/Schmuck).
 
Die Antworten der Teilnehmer am jeweiligen Tag, insbesondere
Frage 1. Wer bist Du? und Frage 2. Wie fühlst Du Dich jetzt oder auch allgemein? sind recht flüssig, daher Änderungen vorbehalten.
Für morgen, nächsten Monat oder nach der Pandemie können dieselben Teilnehmer  sehr wahrscheinlich eine andere Antwort geben.

Die 3. Frage, die Kernfrage des Projekts: Was ist die Leidenschaft in deinem Leben, wofür brennst du? ist in meiner Wahrnehmung eine standhafte Antwort.
 
Einverständniserklärung in mehreren Sprachen, Deutsch, Englisch, Französisch, Dutch und erweiternd anbieten können.
 
Herausforderungen und Einschränkungen die wir bisher wahrgenommen haben:

• Passanten, die Kopfhörer tragen, Handys bedienen, Streetfood essen,
   in der  Mittagspause (eile), Menschen in Gruppen (2 und größer),
   in ein Gespräch verwickelt sind.

• Ausgehend von früheren Ständen, zum Beispiel: politische Parteien, religiöse
  Organisationen oder Serviceanbietern am selben Standort, vermuteten manche
  Passanten, dass unser mobiles Studio ebenso in diese Kategorie fällt.

• Die Fähigkeit, nur zwei Sprachen zu sprechen, Deutsch und Englisch, ist eine
  Herausforderung. Einige TeilnehmerInnen haben erfragt, ob wir Französisch
  sprechen und eine französische Einverständniserklärung vorlegen können.
  (Wir haben jetzt eine Französische Consentement Form)

• Schließlich scheinen die ausgewählten innerstädtischen Standorte in Bezug auf
  die Demografie der TeilnehmerInnen Grenzen zu setzen.

Zusätzliche Herausforderungen:
 

• Genehmigung von Sondernutzungsrecht im Öffentlichen Raum,
   während einer Pandemie
 
•  Wetter
 
• Finanzierung


Ethik im Feld: 
Anonymität
Die TeilnehmerInnen erhalten auf der Rückseite der bereitgestellten Einverständniserklärungs eine Nummer zur Teilnehmerverfolgung. Wenn TeilnehmerInnen ihre Teilnahme widerrufen möchten, kann das Bild und die Daten entsprechend der Trackingnummer innerhalb des Bildbearbeitungsprogramms gefunden und somit Bild entfernt werden.

Einige Teilnehmer haben ihr Gesicht mit ihren Fotokarton-Antworten bedeckt.

In einem Fall bedeckte ein Elternteil das Gesicht seines Säuglings, da das Kind seine Zustimmung noch nicht geben kann.

Mensch ist ... 2020

Inspiration:

Hauptsächlich meine Leidenschaft für menschliche Porträts und der Überzeugung, dass ein jeder von uns die Leidenschaft  als Kern hat.  Wir alle entfalten uns, leben für etwas in unserem Leben. 

Daher liegt der Fokus auf der Darstellung menschlicher Gemeinsamkeiten, unabhängig von Herkunft, Ausbildung, Karriere, materiellem Besitz. Für die Sortierung der gesammelten Daten erfrage ich wenig Informationen über die Teilnehmer, ihren Namen und ihre E-Mail-Adresse, sowie ihr Alter und ob sie Anwohner sind.

Das größte Geschenk ist die Beziehung, die sich innerhalb von ca. 8 Minuten Interaktion, die Lebensgeschichten, die einige TeilnehmerInnen während dieser Zeit mit mir teilen und die
dem Projekt entgegengebrachtes Vertrauen. Die TeilnehmerInnen vertrauen auf meine Fähigkeit, ein gegenständliches Bild zu erstellen. Sie vertrauen darauf, dass ich ihre Daten nicht an Dritte verkaufe.

Mensch ist ... 2020

Daten Analyse: 
Statistik: 

  •  Anzahl der TeilnehmerInnen ( Termine/ Stadt)
  •  Alter der TeilnehmerInnen (Alterskurve)
  •  Antworten Kodieren (wiederkehrende)

Literatur 

Anna Schober, Brigitte Hipfl (Hrsg.) (2021). „Wir und die Anderen – Visuelle Kultur zwischen 

Aneignung und Ausgrenzung“. Klagenfurter Beiträge zur Visuellen Kultur Band 7. 

Herbert von Halem Verlag. Köln.

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Austria. Visual Culture.

https://www.aau.at/en/research/research-profile/main-research-areas/visual-culture/

Irene Ziehe, Ulrich Hägele (2011). Visuelle Medien und Forschung-Über den 

wissenschaftlich-methodischen Umgang mit Fotografie und Film. Visuelle Kultur. 

Studien und Materialien. Band 5. Waxmann Verlag Münster.

Sebastian Junger (2016). Tribe-On Homecoming and Belonging. Twelve. Hachette Book 

Group. New York.

Terence Heng (2017). Visual Methods in the Field - Photography for the social sciences

Routledge. London and New York. 

Thomas Petersen, Clemens Schwender (Hrsg.) (2017). Visuelle Stereotype. Herbert von 

Halem Verlag. Köln.